Vortrag und Diskussion
Gewalterfahrungen
Zum Wandel in der Wahrnehmung von Gewalt gegen Frauen in Südasien
Dr. Sonja Wengoborski
(Indologie Mainz)
Montag, 26.06.2017 - 18:15 Uhr
P204 (Philosophicum)
Gewalt, die sich gegen Frauen richtet, gehörte und gehört wie in anderen Teilen der Welt auch in Südasien zu den Erfahrungen, die sich in Mythologie, Kunst und Literatur wiederfinden. Beleidigungen und Beschuldigungen, Entführungen, Vergewaltigungen, Mord und Totschlag, all dies findet sich dort - und leider oft genug auch im realen Leben. Frauen treten jedoch keineswegs nur in der Rolle von Opfern gegen sie gerichteter Gewalt auf, sondern durchaus auch als zornvolle Göttinnen und Dämoninnen, als einflussreiche Intrigantinnen und auch als Kämpferinnen. Seit der Unabhängigkeit Indiens und seiner Nachbarstaaten hat sich die Wahrnehmung von Gewalt gegen Frauen verändert, und in jüngster Zeit vollzieht sich der gesellschaftliche Wandel dank moderner Medien zunehmend vor den Augen einer globalen medialen Öffentlichkeit - wenn auch je nach Region, Gesellschaftsschicht und Lebensumständen in recht unterschiedlichem Tempo. Anknüpfend an den "Delhi Gang Rape", der große mediale Aufmerksamkeit nach sich zog und Gegenstand eines Impulsvortrags im Rahmen der Lunch Lectures am 16. Mai 2017 war, richtet sich der Blick nicht nur auf die Verhältnisse in den großen Metropolen Indiens, sondern auch auf den ländlichen Raum.
Dr. Sonja Wengoborski studierte Indologie, Linguistik und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. In ihrer Magisterarbeit befasste sie sich mit einer tibetischen Version einer Erzählungssammlung, die in Indien als Vetālapañcaviṃśati, den '25 Erzählungen des Leichendämons' bekannt ist. Seit 2000 ist sie Mitarbeiterin am Institut für Indologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, heute Teil des Gutenberg-Instituts für Weltliteratur und schriftorientierte Medien. Hier promovierte sie mit einer Arbeit über die zeitgenössische singhalesische Kurzgeschichte (2010). Im Rahmen eines vom GLK geförderten Projekts, 'SUHiTa - Singhalesisch, Urdu, Hindi im Tandem' (2013/14), engagierte sie sich in Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern an südasiatischen Universitäten insbesondere für kooperative Formen des Sprachenlernens im Tandem. Ihre Forschungsinteressen liegen in den zeitgenössischen Literaturen Südasiens, besonders in Singhalesisch und Hindi, sowie in der medialen Vernetzung von Literatur und Gesellschaft Südasiens.